Norwegen 23

16.08.23 Åndalsnes
Und wieder hat es die ganze Nacht geregnet, was auch bis in den Vormittag anhält. Die Wolken hängen tief in den Bergen und überall sieht man Wasserfälle, die Berghänge hinunter rauschen. Wir setzten unsere Fahrt nach Åndalsnes fort. Der Ort liegt im nördlichen Teil von Fjord Norwegen und ist berühmt für seine hohen Gipfel und seine lange Bergsteigergeschichte. Zuerst fahren wir noch zur 1732 erbauten Grytten Kirche. Danach erledigen wir die Entsorgung und tanken Adblue. Nach dem Mittag wagen wir den spektakulären Aufstieg über die Romsdal-Treppe zum Aussichtspunkt Rampestreken. Noch verhüllen die Wolken den Gipfel. Der erste Abschnitt bis Nesaksla ist noch ohne Treppen und geht über eine Eisenrampe. Hier haben wir eine gute Aussicht auf Åndalsnes. Stetig steigt der Weg über Wurzeln und Treppen, die von Sherpas aus Nepal gebaut wurden, an. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir auf 537 m die 20 Meter lange Stahlrame, von der die letzten acht Meter frei in der Luft zu schweben scheinen. Hier sollten wir Aussicht auf Romsdalen und die Berge in Isterdalen und bei schönem Wetter bis Trollstigen haben. Leider sehen wir nur eine milchige Wand vor uns und nur schemenhaft Åndalsnes unter uns. Der Rückweg ist nicht weniger anstrengend.




Wanderung am 2023-08-16 in Åndalsnes zur Rampestreken 🚶♂️
17.08.23 Geiranger / Ørnevegen
Für die nächsten Tage ist Sonne angesagt. So starten wir zum zweiten Anlauf die traditionsreiche Landschaftsroute Geiranger-Trollstigen zu fahren. Zuerst fahren wir in das lange, schmale Tal Romsdalen, das zu beiden Seiten von majestätischen Gipfeln eingerahmt ist. Mit 1000 Höhenmetern ist der Trollveggen Europas höchste senkrecht und teils überhängende Bergwand. Erster Aussichtspunkt der Landschaftsroute ist der Trollstigen, nachdem wir die 11 Haarnadelkurven hinauf gefahren sind. Mehrere Aussichtspunkte sind über schöne Wege und Treppen zu erreichen. Die größte Aussichtsplattform ragt über eine Kante und schwebt 200 Meter über dem Trollstigen. Hier haben wir eine atemberaubende Aussicht auf den steilen Berghang mit den Serpentinen. Der Fluss Valldøla hat in tausenden von Jahren tiefe Gletschertöpfe und raffinierte Bergformationen entstehen lassen. Die Aussichtsplattform gläserne Gudbrandsjuvet ist wie ein Kranz geformt und liegt idyllisch im Tal Valldalen. Wir können in die teilweise 5 m breite und bis zu 25 m tiefe Schlucht schauen. Dann erreichen wir den Fähranleger Linge, wo wir die Fähre über den Norddalsfjord nach Eidsdal nehmen. Wir klettern wieder auf 600 Höhenmeter und nehmen den Parkplatz Korsmyra. Hier sind mehrere Wanderrouten ausgeschildert. Wir entscheiden uns für die 3,5 km lange Hesjedalshaugen, die auf 1013 m hoch klettert. Zuerst auf einem befestigten breiten Weg, der uns in das Tal hinein bringt, biegen wir nach ca. 2 km links auf einen schmalen Pfad ab. Ab hier wird es stetig steiler, doch der Weg ist gut zu finden und quert ein paar schmale Bäche. Auf dem Gipfel angekommen, haben wir eine schöne Aussicht auf Indreeidsdalen und Eidsvatnet. Zurück nehmen wir den gleichen Weg und schauen dabei in Richtung des 1829 m hohen Fremste-Skorene. Da wir auf dem Parkplatz Korsmyra nicht übernachten dürfen, fahren wir ca. 200 m zurück und haben Glück, dass der kleine Parkplatz noch frei ist.










Wanderung am 2023-08-17 zum Hesjedalshaugen 🚶♂️
18.08.23 Grotli
Am Morgen sind es nur noch 1,5 km, bis wir die 11. Haarnadelkurve über den Geiranger erreichen. Hier befindet sich der Aussichtspunkt Ørnesvingen bzw. Adlerschwinge mit seinem originellen Wasserfall. Wir blicken auf Geiranger, den Geirangerfjord, die Wasserfälle „Die sieben Schwestern“ und den Bergbauernhof Knivsflå. Nun geht es die Haarnadelkurven hinunter. Der Puls beschleunigt sich, aufpassen, dass die Bremsen nicht wieder qualmen. Wir schauen uns in Geiranger ein wenig um. Zum Glück liegt heute kein Kreuzfahrtschiff im Hafen. Wir gehen zur Stabkirche von Geiranger, einem historischen und kulturellen Highlight und sehen den Fossevandring Wasserfall. Entlang des angelegten Steges steigen wir wieder hinab zum Hafen. Dann setzten wir unsere Fahrt fort. Am Ende des Geirangerfjords, an einem steilen Berghang befindet sich der Rastplatz Flydalsjuvet, der letzte Aussichtspunkt auf dieser Landschaftsroute. Von hier sehen wir die Berge Laushornet (1502 m) und Eidshornet (1629 m). Die Straße klettert weiter in die Höhe. Immer wieder müssen wir anhalten, um die Landschaft zu genießen. Waren wir in Geiranger auf fast 16 m ü.M. sind wir bereits am Abzweig Dalsnippa auf über 1.000 Höhenmetern. Wir bleiben auf der Straße Fv63 bis zum Abzweig auf die Straße Nr. 15. Am Aussichtspunkt Langvatnet machen wir den letzten Fotostopp bevor es durch 3 Tunnel auf der neuen Verbindungsstraße zwischen Grotli und Hjelle weiter geht. Am Øvstefoss Wasserfall bewundern wir die Wassermassen, die herabstürzen. Hier ist auch der Abzweig auf die Landschaftsroute Gamle Strynefjellsvegen, die alte Autostraße zwischen östlicher und westlicher Richtung ist ein reines Museumserlebnis und steht unter Denkmalschutz. Die Straße war bis Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich von Hand erbaut worden. Alte, von Hand errichtete Mauern aus sorgfältig zurecht geschlagenen Steinen und langen Reihen aus Kantsteinen zeugen noch von der damaligen Ingenieurskunst. Am Aussichtspunkt am Videfossen halten wir an. Hier sieht man aus nächster Nähe die Wassermassen, die den Berg hinabstürzen sowie das Tal und das Skålafjell in 1848 m ü.d.M. Ringsum stürzen Wasserfälle entlang der Straße herab. Ab dem Skizentrum wird die Straße eine unbefestigte Schotterpiste mit entsprechend vielen Schlaglöchern. Doch die Landschaft auf mittlerweile wieder über 1100 Höhenmetern verändert sich ständig. Blaugrüne Bergseen werden von kargen grauen Hängen mit Gletschern und Schneeresten gesäumt. Dann kommen wir wieder etwas tiefer und die Landschaft wird grün und mit Bergblumen durchwachsen. Diese Landschaftsroute endet in Grotli nach 27 km, wo wir uns einen Übernachtungsplatz suchen.









19.08.23 Otta
Dicke Wolken schieben sich über die Berge. Wir verlassen unseren schönen Übernachtungsplatz am See und fahren über Grotli nach Otta. Die Straße begleitet der wilde Ottafluss. Ein Stück der Straße Nr. 15 von Lom bis Vagamo sind wir schon einmal gefahren. In Lom halten wir nochmals kurz an um Einkäufe zu erledigen. Dann erreichen wir am frühen Nachmittag Otta, eine größere Stadt. Da inzwischen die Sonne scheint, wollen wir doch eine kleine Wanderung auf den 593 m hohen Mikkellykkja unternehmen. Steil geht es gleich bergan, doch nach ca. 1 km stehen wir vor den Auswirkungen vom Tief „Hans“. Der Weg ist mit Bäumen und Geröll versperrt. Wir kehren um, und versuchen die parallele Straße hinauf zugehen. Aber auch hier liegen Bäume quer über der Straße.



20.08.23 Espedalen
Am Abend fängt es an zu regnen. Das hält auch noch bis in den heutigen Tag an. Wir spielen die Möglichkeiten, wie wir weiter fahren, durch. Guter Rat ist teuer, da auch für die nächsten Tage keine wirkliche Besserung angesagt ist. Die Landschaftsroute Rondane, die auf über 1000 Höhenmeter ansteigt und Aussicht auf die 2000 m hohen Berge bietet, macht keinen Sinn. Wir entscheiden uns am späten Vormittag die E6 bis Vinstra und dann weiter auf der 255 nach Espedalen zu fahren. Bei den Verkehrsmeldungen gibt es zwar auf der 255 eine Warnung, dass durch Steinschlag die Fahrspuren gesperrt sind, doch wir versuchen es. Elgland im Espedalen ist das Reich der Elche. Seit tausenden Jahren ziehen hier die Elche im Herbst hinauf in die Berge, um im darauffolgenden Frühjahr in das Tal zurückzukehren. Es soll noch so viel Elche geben, dass eine Begegnung unausweichlich ist. Wir sind gespannt, machen uns jedoch wenig Hoffnung auf die Chance im Reich der Elche den König des Waldes zu sehen. Auf der Fahrt kommen wir durch Skåbu, dem am höchsten gelegenen Dorf Norwegens auf 870 m Höhe. Einen Stellplatz finden wir zwischen den beiden Seen Breisjøen und Valdesjenna. Am Nachmittag klart es dann doch endlich auf, sodass wir eine kleine Wanderung machen können. Sie beginnt aufsteigend auf einer Forststraße und biegt dann rechts auf einen schmalen Pfad ab. Nach 3 km stehen wir vor einer recht verfallenen Brücke. Dahinter eine Sumpf. Wir kehren um und umrunden noch den See Breisjøen. Dabei kommen wir an der Espedalen fjellkirke vorbei. Einen Elch haben wir nicht gesehen 🙁



Wanderung am 2023-08-20 in Espedalen 🚶♂️
21.08.23 Vinstra
Es hat sich kein Elch blicken lassen. Am Abend begann es auch wieder zu regnen, was sich am Morgen fortsetzte. Von hier eine Wanderung in die wunderbare Bergwelt zu machen, ist aussichtslos und die Gefahr wieder vor einer herabgestürzten Lawine zu stehen ziemlich groß. Das haben wir schon bei der Herfahrt gesehen. Außerdem ist ab Espedalen die Straße Richtung Lillehammer wegen Erdrutsch gesperrt. So fahren wir zurück nach Vinstra und halten unterwegs an der Kirche von Skåbu und Kvikne. In Vinstra kaufen wir ein und fahren zum neu eingerichteten Stellplatz mit Entsorgung. Mittlerweile bessert sich das Wetter. So können wir doch unsere Wanderung unternehmen. Durch eine Wohnsiedlung geht es auf einem breiten Weg steil bergan bis Einlia. Danach geht der Weg in einen schönen Waldweg über und klettert auf 796 Höhenmeter bis zum See Dalstjønn. Noch ein Stück bergauf folgen wir Tvelhaugråket hinunter nach Toksefelet. Unterwegs haben wir eine schöne Aussicht am Brakjeberget auf Vinstra.




Wanderung am 2023-08-21 in Vinstra zum See Dalstjønn 🚶♂️
22.08.23 Egnund
Das Wetter sieht heute vielversprechend aus, so dass wir die Landschaftsroute Rondane machen können. Diese Straße führt uns in die norwegische Natur ins Grenzland zwischen Hochgebirge und alter Kulturlandschaft. Über 2000 m hohe Gipfel ruhen wie Riesen entlang der Straße und haben Künstler und Dichter inspiriert. Gleich am Anfang der Fylkesweg 27 am Fuß des höchsten Berges des Gebirgsübergangs wollen wir uns der Herausforderung stellen, den 1424 m hohen Muen zu besteigen. Ein gut sichtbarer Weg überwindet einen Höhenunterschied von 400 m. Am Anfang noch über einen mit Steinen durchsetzten Wiesenweg wird der letzte Aufstieg zu geräumten Geröll. Von Steinmännchen zu Steinmännchen suchen wir uns einen Weg über die zum Teil lockeren Steine. Nach gut einer Stunde Aufstieg auf ungefähr 2 km erreichen wir den Gipfel und genießen den herrlichen Blick auf die berühmten Gipfel des Rondane-Nationalparks. Wieder zurück am Wohnmobil fahren wir zur Holzkirche Sollia-Kirche. Es ist eine mittelalterliche Kirche, die mit einer speziellen Technik des Holzrahmenbaus, bei dem die tragenden Pfosten aus Erzkiefern bestehen, erbaut wurde. Am Atnbrufossen Vannbruksmuseum halten wir an. Das Wasserfallhaus am Atnbrufossen war früher ein Sägewerk mit Flößerei und Kraftwerk. Die Aussichtsplattform Sohlbergplassen am See Atnsjøen rahmt den Blick auf den Atnsjøen und die runden Berge von Rondane fast genauso ein wie auf dem Gemälde „Winternacht in Rondane“ von Harald Sohlberg. Nur ein paar Kilometer weiter befindet sich Strømbu eines der Haupteinfahrtstore zum Rondanegebirge aus östlicher Richtung und ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Doch eine Wanderung reicht uns für heute. Da sich schon wieder dicke Wolken auftürmen, fahren wir noch zum letzten Aussichtspunkt Folldal gruver auf dieser Panoramastraße. Die Folldal-Gruben zählen zu den wichtigsten Technisch-industriellen Kulturdenkmälern Norwegens. Hier wurde Zink und Schwefel gefördert. Auf dem unteren Abschnitt der Grubenanlage befindet sich ein schöner Aussichtsplatz. Danach fahren wir noch ca. 20 km weiter und haben einen schönen Parkplatz am Einunnafluss.









Wanderung am 2023-08-22 auf den Muen 🚶♂️
23.08.23 Tryvang
Wir verlassen unseren schönen Übernachtungsplatz, um nur wenige Kilometer weiter eine Wanderung auf den 905 m hohen Sten zu unternehmen. Am Sportpark ist ein Wanderschild und wir laufen zuerst bis zu einer Wohnsiedlung. Hier suchen wir den Einstieg für den Aufstieg auf den Berg. Als wir schon fast wieder umkehren wollen, sehen wir eine Frau und fragen nach dem Weg, den sie uns beschreibt. Da uns dies doch nicht so richtig erscheint, gehen wir ein Stück zurück und fragen erneut. Die Frau bringt uns zum gleichen Einstieg auf den Sten. Ein kleiner Wiesenweg mündet in eine Abholzungsfläche, wo wir den Weg erneut suchen, bis wir ein Wanderschild sehen. Ab hier ist der Waldweg sehr gut ausgeschildert. Das letzte Wegstück ist wirklich steil über einen langen Hügel hinauf zum Gipfel. Die Mühe hat sich gelohnt. Die Aussicht ist in alle Richtungen phänomenal. In den Tälern hängt noch der Nebel doch wir sehen im Norden den Tynset, im Süden Alvdal Zentrum, im Westen Alvdal Vestfjell und im Osten Tronden (1666 m über dem Meeresspiegel). Beim Abstieg naschen wir von den vielen Blaubeeren. Wir befinden uns auf der Weiterfahrt auf der Rv 3. Am Hinweisschild Jutulhogget parken wir und laufen ca. einen halben Kilometer zum Aussichtspunkt in Nord-Europas größten Canyon, der während der letzten Eiszeit vor etwa 10000 Jahren entstand. Die Schlucht ist 2,4 km lang und bis zu 240 m tief. Danach fahren wir weiter bis zum Rastplatz Stor-Elvdal. Hier steht die weltweit größte Elch-Skulptur mit 10,1 m Höhe. Die imposante polierte stählerne Elch-Statue soll die Aufmerksamkeit der Autofahrer schärfen, um das Unfallrisiko auf der Strecke und die Zahl der Wildunfälle zu reduzieren. Den Übernachtungsplatz haben wir heute bei Tryvang.




Wanderung am 2023-08-23 auf den Sten 🚶♂️
24.08.23 Elverum
Wir setzen unsere Fahrt auf der Rv3 in südlicher Richtung fort. In Koppang lassen wir unsere Gasflasche füllen. Da es hier jedoch keine Entsorgung gibt, fahren wir noch weiter nach Elverum und parken direkt neben dem KIWI Markt. Elverum spielt eine wichtige Rolle in der norwegischen Waldwirtschaft sowie für die Holzproduktion als auch für Wandermöglichkeiten. Durch die gesamte Region fließt der Fluss Glomma, der mit 621 km längste Fluss Norwegens und der größte Strom Skandinaviens.


25.08.23 Magnor
In der Nacht: Regen, am Morgen bis zum Nachmittag: Regen. Wir fahren weiter auf der Rv2 Richtung Süden und erledigen unterwegs die gewohnten Dinge. In Kongsvinger wollen wir als Zwischenstopp zur Festung. Doch da es immer noch schüttet, gehen wir nur durch das Einkaufszentrum. Nach ca. 130 km erreichen wir unseren Stellplatz in Magnor, an der Grenze zu Schweden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes befindet sich das 1914 errichtete Friedensmonument zum Gedenken an den 100-jährigen Frieden zwischen Schweden und Norwegen.
